Vardzia und Javakethi Nationalpark

Höhlenstadt und Sommerleben in der Steppe

Wir hatten noch einen unterhaltsamen Abend mit anderen Reisenden die seit vier! Jahren unterwegs sind und haben uns am nächsten Morgen auf nach Vardzia gemacht und haben uns dort eine beeindruckende Höhlenstadt aus dem 12.Jahrhundert angeguckt. Die Höhlen liegen exponiert an einem Fels und zur Blütezeit von Vardzia bestand sie aus fast 2000 Höhlen, in denen bei Gefahr auch mal bis zu 50.000 Menschen Platz gefunden haben. Man kann sich einzelne noch gut erhaltene Höhlen anschauen und gelangt über Tunnel in andere Bereiche und in die gut geschützte Klosterkirche, wo es auch schön kühl war...denn ansonsten ist es in dieser Gegend gerade extrem heiß und da freut man sich über jedes kühle Lüftchen. Die Landschaft ist toll, ein Fluss schlängelt sich durch das Tal und rechts und liegen ragen hohe schroffe Felsen ins Wasser. Genau da wollten wir dann auch zum Übernachten hin und haben uns ein ruhiges Plätzchen am Fluss gesucht, uns erstmal in die Fluten gestürzt und die Landschaft auf uns wirken lassen....wir stehen ja meistens einfach an schönen Plätzen in der Natur und ausser ein paar streunenden - aber lieben Hunden - die an jedem Ort bisher aufgetaucht sind, kann man meistens eine ruhige Nacht verbringen.

Am nächsten Tag hatten wir eine Wanderung im Javakethi Nationalpark geplant, der im Dreiländereck Georgien, Armenien und Türkei liegt. Die Landschaft geht da bis 3000m hoch und ist schon fast steppenartig, extrem weit, mit hohen kargen Bergen, wenig Bäumen und ab und an einem See. Die Tour sollte in einem kleinen Ort losgehen, aber als wir da ankamen, schwante uns schon, dass das mal wieder ein Projekt war, dass einmal vor Jahren angelegt wurde und da jetzt nicht mehr viel übrig ist (ist uns jetzt schon öfter mal auf der Reise passiert). Also sind wir mal in den kleinen Dorfmarkt rein (auf dem Schild an dem Haus stand Touristinfo) und haben versucht mit Händen und Füßen und Jan's rudimentären Russischkünsten rauszukriegen, ob es den Wanderweg noch gibt und wenn ja, wo der langgeht. Keiner hat so richtig verstanden, was wir da überhaupt wollen, aber ein Mann hat sich angeboten uns ein Stück mitzunehmen und uns irgendwo rauszulassen. Er schien uns ganz okay und so haben wir uns in seinen Ford Transit Allrad geworfen und er hat uns über wahnsinnige Hoppelpfade den Berg hoch gefahren. Wohin wussten wir nicht, aber irgendwann tauchte oben am Berg ein kleine Jurtensiedlung auf und das war offensichtlich sein Ziel. Das wandern hatten wir dann auch schnell vergessen, denn wir wurden dort sehr herzlich in Empfang genommen und erstmal auf ein Pferd gesetzt! War zwar mehr zur Belustigung unserer Gastgeber, aber auf jeden Fall trotzdem toll. Ich wurde dann an die Frauen "abgegeben" und habe Jan dann auch den ganzen Tag nicht mehr gesehen...wie sich irgendwann rausstellte, hatte eines der Kinder der Familie seinen 10. Geburtstag und morgens wurde ihm zu Ehren ein Schaf geschlachtet und als wir ankamen, waren die Frauen gerade am Verarbeiten und Verkochen des Schafes und später gab es ein riesiges Festessen mit all den vorbereiteten Dingen und noch viel mehr...ich wurde direkt bei den Frauen integriert und wir haben uns mit Hilfe vom Google translater und Fotos anschauen und Fotos schießen die Zeit vertan. Der Tisch wurde gedeckt und eine der Frauen war nur am Hin- und Herrennen um die Männer in dem anderen Zelt zu bedienen, bei denen es laut Jan auch recht ruppig zuging und vor allem jede Menge Alkohol konsumiert wurde, die von ständigen Trinksprüchen begleitet wurden. Bei uns gab es übrigens natürlich nur Limo.... Das Geburtstagskind war immer zwischen den zwei Zelten unterwegs und hat sich feiern lassen. Bei uns wurde dann auch lustig getanzt und zum Finale gab es noch eine Geburtstagtorte mit Kerzen - wie Zuhause! Wir Frauen lagen dann in der Wiese herum, bis die Männer zum Aufbruch aufgerufen haben und schwupps saßen wir auch schon wieder im Auto und waren auf dem Weg nach unten. Was ein Nachmittag!!Und das so völlig unerwartet....unglaublich wie die Menschen dort oben im Sommer leben und was ein Kontrast zu unserem Leben in Deutschland. Für uns war der gestrige Tag eines der bisherigen Höhepunkte unserer Reise und wir werden das immer in Erinnerung behalten.