Schwarzmeerküste und Ostanatolien

Der direkte Weg von Istanbul nach Georgien sind 1300km, aber natürlich möchten wir auch noch ein paar Stops einlegen, um zumindest einen kleinen Teil dieser Strecke zu sehen, denn auf dem Rückweg möchten wir durch den Süden der Türkei zürück....eins ist uns schnell klar: die Türkei ist riesig, es gibt wahnsinnig viel zu sehen und die Menschen überschlagen sich fast vor Gastfreundschaft und wir fühlen uns überall mehr als willkommen. Nach den heißen Tagen in Istanbul war es eine Wohltat am Schwarzen Meer in der Nähe von Amasra ins Wasser zu hüpfen. Die Schwarzmeerküste ist zumindest in dem Abschnitt sehr hügelig und bewaldet und wir waren positiv überrascht wie angenehm temperiert es dort ist. Wir haben uns mal wieder einen Campingplatz gegönnt und wurden dort auch direkt von unseren Nachbarn zum Çay eingeladen und herzlich begrüßt. Wir haben uns dort zwei ruhige Tage gemacht und wiederum von türkischen Campingnachbarn (andere Touristen als Einheimische haben wir während der ganzen Fahrt bis nach Georgien auch nicht getroffen) den Tip bekommen zum Horma Canyon zu fahren, der 2h entfernt liegt. Sowas lassen wir uns ja nicht zweimal sagen und die Wanderung durch den Canyon war auch wirklich toll, vor allem die 3km lange Holzkonstruktion, die die ganze Schlucht durchläuft, war wirklich beeindruckend. R.E. kann also nicht nur monumentale Straßen bauen (eine deutsche Autobahn würde man hier wohl als Landstraße bezeichnen), sondern versteht auch was von Holzstegen...Die Türken lieben Picknick und es gibt fast an und in jedem Ort amtliche Picknickplätze meist sogar mit Schattendach, Wasser und eigenen Kamin für das Kebab und den Samowar. Die eignen sich perfekt zum Übernachten und man wird auch relativ schnell in das Nachbarpicknick integriert. An dem Schluchteingang gab es natürlich auch einen und wir hatten eine sehr witzige Familie nebenan, die uns mit Kebab und Çay versorgt hat und die im Gegenzug eine Führung durch unser Fahrzeug machen wollten...es war sehr sehr lustig. Zum Abschied gab es noch Streichhölzer?! und eine Melone und weg waren sie. Solche Erlebnisse hatten wir ständig die letzten Tage und teilweise wurde es uns sogar schon etwas viel, da wir manchmal noch nicht einmal richtig angekommen waren und schon eine Einladung zum Essen bekommen haben...alle sind sehr neugierig und freuen sich, dass man ihr Land bereist und wollen das man sich wohlfühlt. Unglaublich!

Unsere nächste Station war auch ein Tip der Campingnachbarn von der Schwarzmeerküste und es stellte sich raus, dass der empfohlene See in dem Heimatdorf von Samed war und schwupps saßen wir bei der nächsten Familie zum Çay und frischgebackenen Gözleme (leckere Teigfladen mit Käse oder anderem gefüllt). Wir haben dann zwei Nächte mit Samed, Aysegül und ihrer süßen Tochter Noa an dem See verbracht, eine Wanderung ins Sommerdorf gemacht mit anschließendem Ekmek essen (Sandwich mit gegrillter türkischer Wurst) und trotz der ein oder anderen Sprachbarriere (die wenigsten sprechen englisch, aber zum Glück gibt es den google translater) hatten wir eine tolle Zeit zusammen. Hoffentlich kommt man irgendwann mal dazu, auch etwas zurück geben zu können. ...Dann wollten wir mal ein bisschen Kilometer machen und haben uns relativ wahllos eine Region mit einem Nationalpark ausgesucht der grob auf unserer Strecke liegt. Die Autofahrten sind gerade lang und vor allem extrem heiß, aber wir machen immer mal wieder Halt an den zahlreichen Tee-,Essens- und Gemüseständen und so lässt es sich auch gut mal 500 Kilometer fahren. Der Nationalpark Munzur Vadisi liegt in Ostanatolien und wir waren ganz baff ob der grandiosen Landschaft die uns erwartete. Endlose rote Felsschluchten mit klaren Bergflüssen, schmale Tunnel in den Fels gehauen und immer wieder schöne Badestellen und kleine Restaurants, wo die Tische im Wasser stehen und man gemütlich Forelle essen kann. Haben einen tollen Übernachtungsplatz mit Badestelle gefunden und wurden auch direkt mal wieder von Einheimischen mit Infos und später auch Essen und Ayran versorgt. Tünceli die nächst größere Stadt, ist die Alevitenhochburg der Türkei und wir haben viele interessante Geschichten über die Aleviten und das Tal an sich erfahren. Die Aleviten leben eine sehr entspannte Form des Islams und in der Stadt fiel uns auch direkt auf, dass man überall Alkohol kaufen konnte und die Frauen auch verhältnismäßig freizügig unterwegs sind. Das Tal wird von der Regierung jedoch genau beobachtet und es waren auch überall Militärposten aufgebaut und auf den Gipfeln thronen einige Wachtürme. Wir hatten aber wohl den Touristenbonus und wurden fast überall durchgewunken. Haben in dem Tal zwei sehr schöne Tage verbracht und waren mal wieder ganz berauscht davon, wie schön es ist wenn man spontan sein kann und solche Orte zufällig entdeckt.

Heute haben wir uns wieder in den James geschwungen und noch einmal sind 600km bis fast zur georgischen Grenze gefahren. Die Landschaft war die letzten Kilometer ungeheuer weit und karg und man kann sich gut vorstellen, wie hart das Leben hier ist. Nun stehen noch für eine Nacht an einem See auf einer Hochebene, Georgien und Armenien liegen in Sichtweite und stürzen uns dann morgen in das Abenteuer Georgien. Das war ja immer unser großes Ziel für den Sommer, aber zwischendurch haben wir auf Grund des Ukrainekrieges nicht so recht daran geglaubt, dass wir das machen können....aber jetzt sind wir ganz nah und auch ein bisschen aufgeregt!

Die Tage in der Türkei waren unglaublich ereignisreich und voller netter Begegnungen und wir freuen uns schon sehr darauf, im Oktober noch mehr von der Türkei kennenzulernen.